NS-Geschichte – sie ist auch in Steinhagen ein Thema. Am Mittwoch wurde darüber hitzig im Haupt- und Finanzausschuss diskutiert. Auslöser war ein Antrag der SPD, das kürzlich erschienene Buch „Steinhagen im Nationalsozialismus“ um eine fotodokumentarische Ausstellung im nächsten Jahr zu ergänzen.
Auf einen Blick:
- Das Buch enthält u. a. beklemmende Details über die Judenverfolgung in Steinhagen
- Durch eine Foto-Ausstellung würden Ungerechtigkeiten und Verbrechen in Verbindung mit Gesichtern und Namen thematisiert
- Die CDU war gegen das Buch und lehnt auch eine Ausstellung ab, um keinen Unfrieden in den Ort zu bringen
- Die anderen Fraktionen betrachten eine Ausstellung als Chance zur Vergangenheitsbewältigung
- Die Foto-Ausstellung soll stattfinden, doch der genaue Zeitpunkt ist offen
Die NS-Geschichte soll durch Namen und Gesichter lebendig werden
Ende Oktober 2018 ist das Buch des Historikers Dr. Jürgen Büschenfeld „Steinhagen im Nationalsozialismus“ im Verlag für Regionalgeschichte erschienen. In einem Interview des Haller Kreisblatts erläuterte er sein Grundkonzept: „Geschichte wird dann greifbar, wenn sie Gesichter und Namen bekommt.“ Und genau das ist etwas, das die CDU-Fraktion am liebsten verhindert hätte.
Die CDU will Nachkommen von Tätern und Opfern schützen
Vorsitzender Herbert Mikoteit gab zu bedenken, es habe schon direkt nach Erscheinen des Werks Unruhe im Ort gegeben. „Wenn jetzt noch mehr Fotos von Tätern und Opfern veröffentlicht werden, ist das sehr unangenehm für die hier lebenden Nachkommen dieser Leute.“ Er appellierte an die SPD, die schlimme Vergangenheit lieber ruhen zu lassen.
Eine Foto-Ausstellung als Grundlage für Begegnungen und Gespräche
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Sabine Godejohann begründete den Antrag, 5.000 Euro für die Ausstellung in den Haushalt 2019 einzustellen: „Bilder sind eine andere Art der Informationsübermittlung. Dadurch können wir auch jüngere Generationen mit dem Thema erreichen.“ Darüber hinaus biete eine Foto-Ausstellung den Besuchern die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.“
Rot-Grün und FDP wollen NS-Geschichte der Gemeinde aufarbeiten
Auch Detlef Gohr, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/die Grünen argumentierte in dieselbe Richtung: „Die Vergangenheit muss doch aufgearbeitet werden, statt sie zu verdrängen.“ FDP-Fraktionschefin Silke Wehmeyer mahnte zur Vorsicht bei der Veröffentlichung von Namen und Gesichtern, doch sie stimmte zusammen mit Rot-Grün für den Antrag der SPD. Wann genau die Foto-Ausstellung stattfinden soll, ist noch offen.